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Wodka, Carp & Rock

by fishing-addict.blogspot.com

Polsi, 05.10.10

Void
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Grausam und unbarmherzig reißen mich die Töne meines Handys aus dem Schlaf. 7.00 ist es, also noch mitten in der Nacht. Eigentlich wollte ich heute angeln gehen und spätestens um acht am Ufer meines Short Session-Gewässers stehen, doch etwas zwingt mich dazu, suchend nach dem lärmenden Nervtöter zu tasten und das blöde Ding zum Schweigen zu bringen.

Kein Fisch der Welt würde mich jetzt aus dem Bett bringen. Vage Erinnerungen an den Vorabend... Da war doch irgendwas mit Wodka und Bauchtanz... Egal, ich verbringe noch ein paar Stunden im Bett...

Um die ganze Geschichte abzukürzen: Es ist schon elf Uhr vormittags als ich endlich meine Rigs an einem meiner Lieblingsplätze versenke. Das Testen der Hakenschärfe am Fingernagel wird durch massive Probleme mit der Koordination meiner Bewegungen und durch komplett abwesende Feinmotorik erschwert. Einen guten dreiviertel Kilo Boilies unterschiedlicher Durmesser bringe ich per Schleuder an meine Spots. Ein weiterer geschätzter halber Kilo fällt versehentlich vor meinen Füßen auf Nimmerwiedersehen ins tiefe Uferwasser. Da wären wir wieder bei der Feinmotorik...

Nun bleibt mir nichts mehr zu tun, als zu warten und die Lorbeeren meiner extrem durchdachten, todsiche
ren Taktik zu ernten. Denke ich zumindest, denn den ganzen lieben Tag lang tut sich nichts. So schön die Zeit am Gewässer sein kann, so trist verläuft dieser Tag. Es ist trüb, ab und zu niesel es, die Temperaturen kommen über 10 Grad nur schwer hinaus. Es ist noch nicht einmal richtig Herbst. Einfach ein kalter, düsterer Spätsommertag. Auch an der Wasseroberfläche zeigt sich nicht viel Leben. Gelegentliche Blasenspuren lassen mich hoffen, doch die Bissanzeiger geben keinen Pieps von sich. Da wir Karpfenjäger ja ständig dazu neigen, unser anglerisches Versagen zu ignorieren und stattdessen unsere Misserfolge auf alle nur möglichen Naturphänomene zu schieben, entschließe ich mich dazu, diesmal der allgemeinen Abkühlung die Schuld zu geben. Eigentlich wollte ich ja ein paar Stimmungsfotos und Detailaufnahmen für den Blog schießen, doch ich ertappe mich gelegentlich dabei, wie ich in meinem Stuhl einnicke. Die Vergnügungen der letzten Nacht fordern nun ihren Tribut.

Kurz vor der Dämmerung geschieht es dann! Ich sehe ganz deutlich einen Karpfen buckeln, und zwar direkt auf meinem linken Futterplatz. Erst kann ich den Kopf sehen, dann den majestätischen dunkeln Rücken. Die Motivation steigt, als sich Sekunden später an der selben Stelle schon die ersten Bläschen an der Oberfläche zeigen. Nun wandert die Blasenspur etwa einen Meter nach links. "Hmmm, jetzt müsste er eigentlich genau über meinem Köder..." Ich kann den Gedanken nicht mehr fertig denken, denn wie aus dem Nichts erschüttert ein Schlag meine Rute, der Hanger knallt an den Blank und die Bremse kreischt auf. Manchmal kann Karpfenangeln so einfach sein... Ein buckelnder Fisch, ein paar Bläschen, und Zack!

Ich bin perplex, springe auf und will die Rute greifen, als ich plötzlich ausrutsche und im Ufermatsch lande. Noch im Fall versuche ich, die schreiende Bremse zu schließen und den Fisch unter Kontrolle zu bringen, doch es gelingt mir nicht, seine brachiale erste Flucht zu halten. Irgendwo mitten im See ist dann plötzlich Schluss! Nachdem er mir etwa 30 Meter Schnur von der Rolle gerissen hatte, steckt der Karpfen nun hoffnungslos in einem Krautfeld fest. Kein Zentimeter vor, kein Zentimeter zurück. Ich bin mir sicher, hier ein Monster gehakt zu haben. Vielleicht ist es sogar der 18er, der als größter Fisch des Gewässer gilt? Doch ich habe andere Sorgen. Fünf Minuten vergehen, und der Fisch steckt noch immer im Kraut. Innerlich schließe ich mit diesem Karpfen ab, als plötzlich ein Ruck durch die Rute geht und die Schnur wandert! Der Fisch ist frei! Doch ich freue mich zu früh, denn 10 Meter weiter steht das nächste Krautfeld, das der gehakte Karpfen natürlich nicht auslässt. Doch der Fisch erledigt das Problem auf seine Weise, indem er den rund zwei Quadratmeter großen Fleck einfach abrodet! Ich traue meinen Augen kaum, als sich der zuvor fest verankerte Krautpatzen in seine Einzelteile auflöst und in alle Richtungen davon treibt. Nun bin ich mir sicher, es mit einem ganz ausgefuchsten Wasserbewohner zu tun zu haben, der keine Möglichkeit auslässt, mir seine Landung zu erschweren. Kaum aus dem Kraut befreit, startet mein Gegner seine nächste Aktion. Er schwimmt im Halbkreis an gespannter Schnur auf mich zu, bis er sich 20 Meter weiter oberhalb meines Platzes an meinem eigenen Ufer befindet. Dabei schafft es das Tier, meine Hauptschnur in einen überhängenden Ast zu verwickeln. Blätter fliegen und Zweige brechen, und ich rechne eigentlich schon mit dem ekelhaften Erschlaffen der Schnur, als der Karpfen plötzlich vor meinen Füßen seine Kreise schwimmt. 15 Minuten waren vergangen, und dieses Biest macht noch immer keine Anstalten zu ermüden. Trügerisch zieht er einige Kreise direkt unter der Rutenspitze, bevor er zu einer weiteren, unbremsbaren Flucht ansetzt. Diese geht - wie sollte es auch anders sein - direkt in die Schnur der anderen, noch ausgelegten Rute. Mit einer akrobatischen Einlage schaffe ich es, Schlimmeres zu verhindern, doch während ich die andere Rute über mich drüber hebe, hatte sich der Karpfen natürlich schon in die Äste zu meiner Rechten verheddert! Das kann doch nicht sein! Ich fühle zwei ruckhafte Bewegungen und dann wieder den steten Zug des Fisches. Gott sei Dank! Nun bemerke ich erstmals leichte Ermüdungserscheinungen - bei mir und beim Fisch. Der Schweiß rinnt mir aus allen Poren angesichts dieses Hammerdrills. Noch einige Kreise, noch einige Schläge, dann liegt der Fisch im Kescher.

 



 

 

 

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Ich bin fix und fertig und mache gleich eine ganze Serie von Selbstauslöserbildern von diesem besonderen Kämpfer. Der Fisch, ein Spiegelkarpfen von beachtlichem Gewicht, hat heute nicht das erste Mal Bekanntschaft mit einem Haken gemacht. Ein Maulwinkel weist eine Hakenwunde auf, die wahrscheinlich entstanden ist, als sich der Fisch von selbst von einem Hänger befreite. Genau im Winkel dieser alten Wunde saß mein Anaconda Cassien Gr. 6 bombenfest. Nur diesem Hakensitz ist es zu verdanken, dass ich diesen Spiegler landen konnte.


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