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Äsche

Ein Jahr an der Mürz.

Fliegenfischen in der Mürz

Sepp, 28.02.07

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Meine Leidenschaft zur Fliegenfischerei entwickelte ich bei einem Fliegenfischerkurs von Armin Pijawetz an der Salza im Mariazellerland. Bei einem weiteren Besuch in seinem Geschäft, erzählte er mir von seinem Mürz Revier bei Kapellen.


Am darauf folgenden Samstag organisierte Armin spontan eine Besichtigung – wir trafen uns mit Fred und Wolfi Pijawetz in Kindberg und fuhren Richtung Mürzzuschlag. Mittlerweile verschlechterte sich das Wetter, und als wir schließlich in Kapellen ankamen, waren bereits rund 15 cm Neuschnee gefallen. Dies konnte aber unsere Besichtigung nicht beeinträchtigen.
Die Mürz schlängelt sich in diesem Bereich wie eine Schlange durch das Tal, einerseits mit langen Zügen und Rieselstrecken, andererseits mit tiefen Gumpen und Löchern.
Die ersten Eindrücke waren positiv, obwohl das Wasser sehr trüb war, denn in Neuberg/Mürz wurde noch am neuen Kraftwerk gebaut. Ich entschloss mich also die Jahreskarte zu nehmen.
Nun begann die monatelange Wartezeit bis zum 16.3. dem Ende der Schonzeit und gleichzeitig den Beginn der Saison. Es war ein extremer Winter im Mürztal und im Raum Mariazell. Schneehöhen von 2-3 m wurden gemessen. Und ich konnte den Saisonstart kaum mehr erwarten.
Am 19. März war es dann endlich so weit! In aller Früh aufgestanden, die gesamte Ausrüstung ins Auto und ab geht’s Richtung  Mürzzuschlag und Kapellen. Es war ein traumhafter Tag und trotz der noch rund 1,5m Schnee für diese Jahreszeit schon sehr angenehm.
Rein ins Watgewand und flink die Rute montiert. Durch die Schneemassen zum Wasser zu dringen war ziemlich mühsam, aber schließlich ist es mir doch gelungen.


Nach den ersten Würfen war klar, so einfach ist es nicht im glasklaren Wasser die Fische zu überlisten. So wanderte ich die erste Stunde umher ohne auch nur die geringste Aktivität am Wasser zu vernehmen. Ich war natürlich hartnäckig und so konnte ich in einem Gumpen gegen Mittag meine erste Mürzäsche mit einer Nymphe überlisten. Es war ein wunderschöner Fisch, der schon im Drill wie ein Edelstein funkelte und sich nach Kräften wehrte.
Nun war der Bann gebrochen – sofort eine Trockenfliege (Adams Gr. 18) montiert und was dann passierte war wie ein Traum, insgesamt weit über ein Dutzend Fische in nur zweieinhalb Stunden und das am 19. März!
Gegen Abend machte sich jedoch der Winter wieder bemerkbar, klamme Finger und total vereiste Autoscheiben waren eindeutige Zeichen dafür. Ich war von meinen Erlebnissen jedoch so aufgeheizt, das mir das nicht das geringste ausmachte. Raus aus der Watwäsche und rein in die warme Fleecemode, Scheiben enteist und ab nach Hause.
Dann folgten die Monate der Schneeschmelze, das Wasser stieg entsprechend an und die Fischerei war nun beinahe unmöglich. Die Monate April und leider auch der Mai waren wegen zu hoher Wasserstände abzuhaken! Dazu kamen die starken Regenfälle im Mai, die die Situation extrem machten. Die Folge war das extremste Hochwasser seit 130 Jahren und es sollte in der Mürz kein Stein auf dem anderen bleiben.

Erst im Juni war wieder daran zu denken in der Mürz zu waten. Nach mehreren Anrufen beim Aufseher Herrn Siegl, kam endlich am 9. Juni die Meldung „Komm rauf, es müsste gehen“; also nichts wie ab ins Mürztal. Nach den rund 1,5 Stunden war es nun an der Zeit das gesamte Revier von der Bahnhofbrücke in Neuberg bis hin zur Reviergrenze bei der Bushaltestelle an der Abzweigung Richtung Bärntal zu erkunden.     

                            
Schon nach wenigen hundert Metern war eine weitere Besichtigung des Reviers wegen „Reizüberflutung“ nicht möglich. Das enorme Hochwasser schien sich auf den Fischbestand in keiner Weise negativ ausgewirkt zu haben! An einer wunderschönen Rieselstrecke waren die Fische intensiv am Steigen, so dass ich nicht weiterfahren konnte!
Die Rute montiert, eine 14er Buck Caddis drauf, rein in die Wathose und ab in den Fluss; aber vorsichtig, denn die Fische vor den Füßen durften nicht vergrämt werden. Die ersten Würfe in Richtung der steigenden Fische waren nicht von Erfolg gekrönt, also anderes Muster dran (Parachute schwarz Gr. 12) und schon beim nächsten Wurf ein Platsch - das Ergebnis war eine wunderschöne Bachforelle. Fast bei jedem Wurf gab es eine Attacke - ein super Nachmittag.


In meiner Euphorie hatte ich aber übersehen, dass ich mitten in der Mürz auf einer Art Plateau stand. Die Strömung hatte inzwischen stark zugenommen und es trieben die ersten Äste heran. Ich hatte zwar am Nachmittag die dunklen Wolken und das Donnergrollen im oberen Mürztal gehört, aber da sich alles anscheinend verzogen hatte nicht weiter beachtet - ein Fehler! Die ersten Schritte in Richtung Ufer konnte ich einigermaßen sicher bewältigen, aber es waren doch einige Meter zurück zu legen. Als ich in der stärksten Strömung stand, konnte ich auf einmal weder vor noch zurück – ich hatte gegen den Wasserdruck keine Chance.
So stand ich wie festgenagelt, die Oberschenkel begannen zu brennen und so gab es nur zwei Möglichkeiten, zu Schwimmen, oder alle Kraft zusammen zu nehmen und mit kleinen Schritten das Ufer zu erreichen. Ich hatte großes Glück und blieb trocken. Müde und mit brennenden Muskeln trat ich die Heimreise an.
Später wurde mir erst klar in welcher Gefahr ich war, hätte mich die Strömung mitgerissen, wäre ich in die Stromschnellen bei der Hirschbachbrücke gezogen worden und dann hilft die beste Ausrüstung nicht mehr! Mein Tipp: unbedingt eine Wathose mit Watgürtel und rutschfesten Watschuhen verwenden und bei hohem Wasserstand die Situation ev. vorher  mit dem Aufsichtsfischer besprechen!!

Die Monate Juli und August September waren eine absolute Entschädigung für das „durchwachsene“ Frühjahr. Wunderschöne Angeltage mit Äschen und Forellen, die an Schönheit und Kampfkraft ihresgleichen suchen.
Die absolute Sternstunde der 19.August, als ich mit meinem Freund Manfred von 6:00 Uhr früh bis in den Abend mit nur einer kurzen Ruhepause durchgefischt habe. Wir fischten fast ausschließlich mit der Trockenfliege und konnten eine Vielzahl an Äschen, Bachforellen und auch einige Regenbogenforellen überlisten.

 
Die Fische stiegen sagenhaft und so wurden auf wenigen Metern zu zweit, zehn Fische und mehr gefangen! Es schien als wären die Fische in einer Art Fressrausch und unsere verschiedene Fliegenmuster wurden fast alle mit einem heftigen „Schmatz“ genommen.
Man vergisst bei so viel Aktivität komplett auf die Umwelt und ist nur noch auf die Natur die Fische und den Köder konzentriert. Das ist die schönste Form der Entspannung, obgleich man hochkonzentriert die Trockenfliege im Auge hat.
Am Abend taten uns die Arme weh, wir waren müde aber auch glücklich und zufrieden. Diesmal war es vor allem der Bereich Arzbach in Neuberg, und die Strecke im Süden von Kapellen, die sich als Topstellen auszeichneten.

Der Herbst, besonders der September und Oktober, war durch glasklares Niedrigwasser gekennzeichnet und verlangte vom Fliegenfischer absolute Disziplin und Präzision bei der Präsentation der Fliege.
Aber das macht meiner Meinung den Reiz der Fliegenfischerei aus – den Fisch auf Sicht und mit entsprechend gut präsentierter Fliege zu überlisten. Die Belohnung sind Fische in den schönsten Farben und voller Kampfkraft.

Mein Resümee:

Die Mürz ist ein absolutes Top Fliegengewässer in Österreich. Egal, ob man mit der Trockenfliege auf einer der vielen Rieselstrecken, oder mit der Nymphe in einem der zahlreichen Gumpen sein Glück versucht, man wird nicht enttäuscht sein, da das Aufkommen von Äschen und Bachforellen wirklich enorm ist.
Man hat immer die Chance auf eine gute 50er Äsche oder eine der „großen“ Forellen in den Gumpen.
Die Prächtige Natur im Mürztal untermalt vom Rauschen der Mürz sowie die ausgezeichneten Bestände an Äschen und Bachforellen sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Man findet in der Mürz die komplette Bandbreite von verschiedenen Fischgenerationen sowohl bei Bachforellen als auch bei den Äschen, die von „Jährlingen“ bis hin zu kapitalen Exemplaren vorhanden sind. Nicht einmal das extreme Hochwasser im Mai hatte auf den Fischbestand Auswirkungen.
Es war, trotz der extremen Wasser- und Wetterverhältnisse im Frühjahr ein tolles Jahr an der Mürz in Kapellen. Nun bleibt mir nur zu sagen, dass all jene, die noch nicht an der Mürz gefischt haben, wirklich etwas versäumt haben!

 


Petri Heil
Sepp Muchitsch

Alle Bilder und Inhalte © J. Muchtisch. Sie erreichen den Autor unter  j.muchitsch@gmx.at



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